Geschichte
Geschichte der Pharmakologie in Erlangen
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De materia medica: Frühe Arzneimittellehre
Im Gegensatz zur heutigen Verwendung des Ausdrucks nur noch für die homöopathische Arzneimittellehre, umfasste die „Materia medica“ seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. alle damals verwendeten Heilmittel und war Bestandteil der Ärzteausbildung. In den Textsammlungen zur Materia medica finden sich üblicherweise eine dreiteilige Gliederung, und zwar nach dem Ausgangsmaterial der Arzneimittel aus mineralischem, pflanzlichem oder tierischem Ursprung, sowie die medizinischen Anwendungen. Die erste schriftliche Abhandlung zur Materia medica, die international bedeutend wurde und jahrhunderte lang als Standardwerk der frühen Pharmakologie galt, ist das Werk „De materia medica“. Es stammt von dem griechischen Arzt Dioskurides aus dieser Zeit.
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De simplicibus medicinis: Arzneidrogenkunde
Während das Werk „De materia medica“ aus dem 1. Jahrhundert für Ärzte bestimmt war, waren die Grundlage für den Beruf des Apothekers Werke wie „De simplicibus medicinis“ („Von den einfachen Arzneimitteln“; Arzneidrogenkunde) aus dem 12. Jahrhundert und daraus entstandene bzw. übersetzte spätere „Kräuterbücher“. Dem damaligen Ausbildungsberuf eines Apothekers (ursprgl. „Kräuterkrämer“, später „Arzneibereiter“) entsprechend wurde hier detaillierter die Verarbeitung der Pflanzen und Herstellung der Arzneidrogen beschrieben und illustriert. Die Apothekerausbildung war bis ins 18. Jh ein handwerklicher Ausbildungsberuf, erst dann gab es private pharmazeutische Lehranstalten für die zusätzliche wissenschaftliche Ausbildung. Ein universitäres Pharmaziestudium an philosophischen bzw. naturwissenschaftlichen Fakultäten ist für Apotheker in Deutschland erst seit 1875 vorgeschrieben. Ab den 1920er Jahren erfolgte die Trennung von den chemischen Instituten und Errichtung eigenständiger universitärer pharmazeutischer Institute.
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Arzneimittellehre: Medizinisch-akademische Disziplin
Seit etwa 1472 gehörte die Disziplin „Materia medica“, also die Arzneimittellehre, auch an den deutschen Universitäten zu den medizinischen Fakultäten und damit zur vorgeschriebenen Ausbildung der Ärzte. Die beiden Hauptberufsstände, die sich mit der Materia medica befassten, nämlich Apotheker und Ärzte, hatten eindeutig getrennte Aufgaben bezüglich der Arzneimittel, die schon früh in diversen Gesetzen festgelegt wurden: Nur Apotheker durften die Heilmittel herstellen und verkaufen. Aufgabe des Arztes war es, die Heilmittel zu verschreiben (zu „receptieren“) und beim Patienten anzuwenden.
Ärzte, die sich besonders in der Materia medica und Rezeptierkunde auskannten und darüber lehrten, waren demnach bis ins 19. Jahrhundert am ehesten mit Ärzten der Inneren Medizin und verwandten Disziplinen vergleichbar, damals vor allem in Abgrenzung zu Wundärzten/Chirurgen und Geburtshelfern. -
„Chymische“ Medizin
Der Arzt und Alchemist Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493-1541), genannt Paracelsus, propagierte neben den Arzneimitteln pflanzlichen, tierischen und mineralischen Ursprungs eine weitere Art, und zwar „chemische“ Heilmittel. Zur Anwendung kamen z.B. quecksilber- oder schwefelhaltige Mittel. Zu Lebzeiten Paracelsus‘ waren diese Therapien nicht wirklich anerkannt, auch musste er sich mehrmals gegen Anschuldigungen verteidigen, er würde seine Patienten vergiften wollen. Aus diesen Verteidigungen stammt seine (verkürzte) Aussage: „Sola dosis facit“ – die Dosis macht das Gift.
Paracelsus, geboren in der Schweiz und gestorben in Österreich, hielt sich auch einige Zeit in Nürnberg auf. Dort erschien 1529 seine Publikation Vom Holtz Guaiaco gründlicher heiylung. Darin sprach er sich gegen eine gängige Syphilis-Therapie mit dem als Wundermittel gegen die „Lustseuche“ angepriesenen und entsprechend teurem Guajakholz aus, von dessen Wirkungslosigkeit er überzeugt war. 1530 veröffentlichte er, immer noch in Nürnberg, Von der Frantzösischen kranckheit Drey Bücher, worin er u.a. seine Entwicklung der Syphilis-Therapie mit Quecksilber beschreibt – inklusive vorsichtiger „Dosis-Findungs-Studien“ an seinen Patienten. -
Arzneimittellehre in Erlangen
Bei der Gründung der Friedrich-Alexander-Universität 1743 wurden 5 Ärzte als Professoren an die Medizinische Fakultät berufen: Johann Friedrich Weissmann, Casimir Christoph Schmiedel, Matthias Georg Pfann, Christian Samuel Gebauer und Johann Adam Hoffmann. Keiner von ihnen gehörte – laut Ernennungsurkunden – einer spezifischen medizinischen Disziplin an, jedoch boten alle 5 ab dem Wintersemester 1743/44 oder kurze Zeit später arzneimittelkundliche Lehrveranstaltungen an, wie Rezeptierkunde, allgemeine Therapie mit Arzneimittellehre und/oder Materia medica.
Arzneimittel und die akademische Lehre dazu wurden somit als äußerst wichtig betrachtet, jedoch nicht als eigenständiges Fach. Die Arzneimittellehre war Bestandteil der anderen medizinischen, teils auch naturwissenschaftlichen/philosophischen Teilgebiete (Chemie, Botanik) die diese fünf Professoren in dieser Zeit theoretisch und praktisch vertraten. -
Erste „pharmakologische“ Promotionsarbeit an der FAU
Johannes Tobias Stiegling verfasste unter seinem Doktorvater Matthias Georg Pfann – einer der ersten 5 berufenen Medizinprofessoren an der FAU Erlangen – seine medizinische Doktorarbeit mit dem Titel: „De modo agendi medicamentorum anodynorum/Über die Wirkungsweise von schmerzstillenden Medikamenten“. Darin behandelt er die Wirkung und Anwendung verschiedener Schmerz- und Schlafmittel, wie z.B. Opium-haltigen Arzneimitteln.
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Fokus auf der klinischen Arzneimittellehre
Daniel Friedrich (von) Wendt gilt als Gründer des Erlanger Universitätskrankenhauses, auch wenn er die Fertigstellung der ersten medizinischen Klinik 1824 nicht mehr miterlebte. Er vertrat jedoch auch das Fach Arzneimittellehre/Materia medica. Unter ihm wurde die klinische Therapie zum wichtigen Teilgebiet dieses Faches. Wendts Besonderheit in der universitären Lehre war seine klinische Praxisbezogenheit, d.h. er nahm seine Studenten mit ans Krankenbett und diskutierte kritisch mit ihnen den Verlauf der Erkrankungen inklusive der Wirkungen der verabreichten Heilmittel. Da er in Erlangen sowohl eine Poliklinik etablierte, als auch Arzneimittel z.T. kostenlos an mittelose Kranke abgab, hatte er reichlich Patienten, an denen er Arzneimittelwirkungen demonstrieren konnte. Seine Publikationen umfassten dementsprechend sowohl Fallbeispiele von Krankheitsverläufen aus seiner klinischen Erfahrung, als auch Rezepturhefte für seine Studenten, in denen von ihm selbst getestete Arzneimittel beschrieben sind.
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„Pharmakologie“ im Vorlesungsverzeichnis der FAU
Im Wintersemester 1794/95 wird erstmal der Begriff „Pharmakologie“ verwendet, und zwar von Georg Friedrich Hildebrandt, an die FAU berufen 1793, der damit seine Veranstaltung „Chemisch-Medizinische Pharmakologie“ ankündigte. Diese hielt er sozusagen fächerübergreifend mit der Pharmazie, die sich Ende des 18./Anfang des 19. Jh. an der philosophischen Fakultät der FAU in Erlangen etablierte.
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Fachvertreter für Pharmakologie und Toxikologie in Erlangen
Die Lehrgegenstände, welche ich vorzutragen wünsche, wäre zunächst die Materia medica nebst Toxikologie und den übrigen verwandten Doctrinen, da ich die Naturheilkunde stets zu meiner Hauptbeschäftigung gemacht habe
schrieb Friedrich Wilhelm Heinrich Trott 1821 in seinem Habilitationsgesuch an den Senat.
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Experimentelles Laboratorium für pharmakologische Untersuchungen
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Experimenteller Pharmakologe in Erlangen
Wilhelm Filehne wird als Arzt und Privatdozent nach Erlangen berufen. Er gilt als der erste experimentelle Pharmakologie, obwohl er noch keine eigenen Labore hatte.
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Pharmakologisch-Poliklinisches Institut
Franz Penzold setzte den Bau des ersten pharmakologischen Instituts mit Experimentallaboren, Tierställen für Versuchstiere und einem Hörsaal an der Östlichen Stadtmauerstr. 29 durch. 1894-1904 war er der Leiter dieses Instituts, das gleichzeitig die Medizinische Poliklinik der Universität war.
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Planmäßiges Extraordinariat für Pharmakologie
Prof. Robert Heinz war der erste planmäßige Extraordinarius für Pharmakologie.
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Planmäßiges Ordinariat für Pharmakologie
Das Pharmakologische Institut an der Östlichen Stadtmauerstr. 29 wird baulich erweitert.
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Neuer Standort der Pharmakologie
Umzug der Pharmakologie in das neu erbaute Gebäude in der Universitätsstr. 22. Hier waren neben der Pharmakologie auch die Rechtsmedizin (bis heute) und die Krankenhausapotheke der Universität untergebracht.
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2. Lehrstuhl für Pharmakologie
Ein zweiter Lehrstuhl, und zwar für Toxikologie und Chemotherapie, 1978 umbenannt in Toxikologie und Pharmakologie wird eingerichtet. Lehrstuhlinhaber wird Prof. Claus-Jürgen Estler.
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Derzeitiger Standort der Pharmakologie
Umzug in die Fahrstr.17, in das neu errichtete Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie unter Prof. Kai Brune